Schneckenzucht und Schulgeschichte
Arbeitskreis Altes Klingenmünster gibt dritte historische Broschüre heraus
Wer hätte das gedacht: Klingenmünster ist einmal eine Hochburg der Schneckenzucht gewesen – 400 000 Stück der schleimigen Schleicher wurden pro Saison von einem französischen Großhändler aufgezogen, um in den Kochtöpfen der Gastronomie zu landen. Mehr als hundert Jahre ist das nun her. Dass solche Kuriositäten von anno dazumal, aber auch andere geschichtliche Ereignisse nicht vergessen werden, dafür sorgt der „Arbeitskreis Altes Klingenmünster“ (AKAK). Er gibt jetzt zum dritten Mal ein Heft mit historischen Beiträgen heraus.
Die aktuelle Ausgabe der Reihe „Einblicke in vergangene Zeiten“ widmet sich ausgiebig der wechselhaften Geschichte der Schulen von Klingenmünster und ihrer Lehrer. Staunend liest man, dass etwa im Jahr 1827 zwei Lehrer für die Erziehung und Bildung von 180 Schülern zuständig waren. Was kaum bekannt ist: Wenige Jahre gab es im Dorf auch eine kleine jüdische Schule, an die in dem Beitrag erinnert wird.
Wissenswert ist auch die Geschichte des Hauses Bahnhofstraße 6 und seiner Bewohner, aufgezeichnet vom heutigen Hausbesitzer. Das attraktive Sandsteingebäude hinter dem rosa gestrichenen Zaun wurde 1895 von Franz Decker erbaut, dem Vater des Klingenmünsterer Ehrenbürgers Albert Decker, der später Senatspräsident des Bayrischen Verwaltungsgerichtshofs wurde. Die Mutter war eine geborene Gudden. Eine interessante Rolle in der Haus- und Familiengeschichte spielt der Psychiater Alois Gudden. Er war der Arzt, der mit Bayernkönig Ludwig II. unterr mysteriösen Umständen im Starnberger See ertrank.
Thema eines weiteren Textes sind die letzten Tage des „Wisseritschers“: So wurde die Klingbachtalbahn von Klingenmünster nach Rohrbach genannt, die 1957 stillgelegt worden ist (wir haben berichtet). Drei Beiträge der Broschüre bestehen überwiegend aus Bildern. Dem Arbeitskreis Altes Klingenmünster, einem Ableger der Initiative „Zukunft Minschder“ haben Bürger der Gemeinde in den letzten Jahren viele alte Fotos zur Verfügung gestellt, die ein Stück Dorfgeschichte abbilden. Die Fotostrecke in diesem Jahr zeigt die Verlegung der Gaspipelines auf dem Hatzelberg in den siebziger Jahren und um die Jahrtausendwende, die Erneuerung des Klingbachbetts in der Dorfmitte im Jahr 1991 und einen Fasnachtsumzug aus den achtziger Jahren.
Das Heft „Einblicke in vergangene Zeiten III“ wird zum ersten Mal am vorweihnachtlichen Erlebnistag in Klingenmünster am 25. November präsentiert und verkauft. Danach ist es im Stiftsgut Keysermühle, bei Sport-Müller und in der VR-Bank erhältlich.
Information
Der Arbeitskreis zeigt am 25. November von 15 bis 20 Uhr in der Remise der Keysermühle alte Gruppen- und Klassenfotos. Die Besucher werden gebeten, die abgebildeten Personen zu benennen. Außerdem wird in diesem Zeitraum zweimal der Film „Klingenmünster 1957“ mit eingeblendeten Namen vorgeführt. Ebenfalls zweimal zu sehen Fotoschauen, die zum Beispiel Fasnachts- oder Weinlesebilder aus früheren Zeiten abbilden.
Rita Reich