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Warum Tante Emmas Laden verschwand

Neues Heft des Arbeitskreises Altes Klingenmünster erzählt von Auswanderern, einem Gasthaus und einer langen Straße

Ein Gasthaus mit mehr als 250 Jahren Geschichte, eine Straße, die früher voller Läden und Handwerksbetriebe war, ein Friedhof mit Vergangenheit und eine Familie mit bekanntem Namen: Der Arbeitskreis „Altes Klingenmünster“ hat sich wieder auf die Suche begeben, um fast Vergessenes aus früheren Epochen aufzuspüren. Die siebte Broschüre „Einblicke in vergangene Zeiten“ liegt druckfrisch vor und wird am Vorweihnachtlichen Erlebnistag, dem 20. November, zum ersten Mal verkauft.

Das 50 Seiten starke Heft enthält diesmal nur Beiträge von Erich Laux, der sich seit vielen Jahren mit Liebe und Akribie in die Dorfgeschichte vertieft. Er begibt sich zunächst auf die Spuren der Familie Decker. Ihr bekanntester Spross ist Peter Albert Decker, der es als Jurist, zuletzt Senatspräsident des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, zu hohem Ansehen brachte. Der Beitrag befasst sich aber schwerpunktmäßig mit den Auswanderern aus der Decker-Familie, die in den USA ihr Glück suchten. Ein Brief wird zitiert, in dem eine schreckliche Überfahrt geschildert wird – man fühlt sich an Flüchtlingsschicksale unserer Zeit erinnert.

An der Steinstraße in Klingenmünster, die von der Dorfmitte in Richtung Pfälzerwald führt, gab es früher eine Vielzahl von kleinen Läden und Handwerksbetrieben. In einem längeren Text wird fast Haus für Haus mit seiner Geschichte beschrieben. Dabei geht es um Handel und Wandel: Warum sind die Geschäfte heute fast allesamt verschwunden? Der Autor erklärt das unter anderem mit dem veränderten Kaufverhalten. Die Leute waren weniger mobil, man kaufte gern beim Nachbarn, es gab Rabattmärkchen und – im Tante-Emma-Laden um die Ecke konnte man leicht „anschreiben“.

Die geplante Umgestaltung des Bergfriedhofs hat Erich Laux zum Anlass genommen, die lange Geschichte dieser Begräbnisstätte zu erzählen, die wahrscheinlich bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Schließlich berichtet er über das im Dorf wohlbekannte Gasthaus „Zum Adler“, das 1748 zum ersten Mal erwähnt ist. Das traditionsreiche Lokal, von den Dorfbewohner nach der letzten Besitzerfamilie meistens „Schwamm“ genannt, wird zurzeit umfangreich renoviert und soll 2022 wieder eröffnet werden.

Die Broschüre „Altes Klingenmünster – Einblicke in vergangene Zeiten VII“ wird während des Erlebnistags am 20. November von 15 bis 21 Uhr in der Gemeindebücherei im Rathaus zum ersten Mal verkauft. Das Heft mit vielen historischen Bildern kostet 6 Euro. Danach ist es in der Reben-Apotheke und bei Sport-Müller zu haben.
 

Zum Einkaufen ging man früher „zu de Pauline“. In ihrem Kolonialwarenladen in der Steinstraße gab es alles, was man im Alltag brauchte. Foto: Christa Steinmüller

Eine Bäckerei befand viele Jahrzehnte lang im Haus Steinstraße 50 (links). „Brot, Kuchen, fein und lecker, kauffst du beim Sandfuchs-Bäcker“ hieß ein Werbespruch. Foto: Werner Arbogast

Rita Reich

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